Lederherstellung

Wir stellen hochwertige Kalbleder für den anspruchsvollen Verarbeiter her. Die bekannten Freudenberg – Boxkalbleder werden bei uns noch nach traditionellen Verfahren hergestellt. Unser größter Anspruch liegt in der Pflege unseres Handwerks, dabei steht die Umwelt im ständigen Vordergrund. Die Gerberei KEGAR Sp. z o.o. ist heute ein vollstufiger Dienstleistungsbetrieb und produziert im Auftrag und exklusiv für die Weinheimer Leder GmbH.

Prozess - Phase I

1. Lagern und Sortieren

Im Fellspeicher wird die mit Kochsalz konservierte Rohware (Kalbfelle) in gekühlten Räumen gelagert, die Qualität vor der Einarbeitung sorgfältig kontrolliert und nach Gewichtsklassen sortiert.

2. Weichen

Durch das Weichen wird die Rohware von Schmutz und Salz befreit, gleichzeitig wird der natürliche Quellungszustand der Haut wieder hergestellt. Die Weiche wird heute immer noch hauptsächlich im Fass durchgeführt.

3. Entfleischen

Beim Entfleischen werden Gewebe-, Fleisch- und Fettreste von der Rückseite der Häute entfernt. Dies geschieht mit Entfleischmaschinen, welche mit Walzensystemen ausgerüstet sind. Eine rotierende Messerwalze, mit V-förmig angeordneten Messern, wird scharf geschliffen und schneidet sauber das Unterhautbindegewebe von der Rückseite. Früher wurden die Häute per Hand mit einem "Scherdegen" bearbeitet. Das erforderte gute Fertigkeiten und viel Geschick, da sonst die Haut zerschnitten wurde. Die Häute lagen dabei auf einen Gerberbaum.

4. Schwöden / Äschern

Nur noch selten wird heute vor dem Äschern die entfleischte Haut geschwödet. Schwöden ist das Aufbringen eines Chemikaliengemisches aus haarzerstörenden und konsitenzregelden Produkten und kann auf der Rückseite aufgebracht werden. Nach einer Diffusionszeit beginnen sich die Haarwurzeln zu lockern und werden zerstört. Ein nachfolgender Äscher zum notwendigen Hautaufschluss ist erforderlich. Eine weitere Möglichkeit ist, die Schwödechemikalien in relativ kleiner Fotte im Fass auf die Häute einwirken zu lassen und später die Wassermengen zu erhöhen und damit einen Äscher einzuleiten. Der Vorgang wird als Fass - Schwöde bezeichnet.

5. Entkälken, Beizen, Pickeln, Gerben

Während des Entkälkens wird die Haut wieder entquollen. Beim Beizen wird ein weiterer Auflockerungsprozess des Fasergefüges eingeleitet und eine weitere Entquellung erreicht. Die Wirkstoffe in den Beizmitteln sind Enzyme. Mit einem nachfolgenden Pickel wird die eigentliche Gerbung eingeleitet. Dabei wird ein definierter pH - Wert mittels Säuren eingestellt. Die Zugabe von Salz verhindert eine Säurequellung. Im Laufe des Gerbens wird der Querschnitt der Haut von der Gerblösung durchdrungen und geht, abhänig von der Gerbart mehr oder weniger Bindungen ein. Aus dem FELL wird LEDER. Gerbverfahren sind heute noch hauptsächlich: Chromgerbung, pflanzlich - synthetische Gerbung und neuerdings auch die Gerbung mit Extrakten aus Olivenblättern.

6. Abwelken

Die nassen Leder werden durch das Abwelken entwässert, dabei wird ein hoher Teil an Kapillarwasser entfernt. Heute werden dazu durchlaufende Abwelkmaschinen genutzt. Dabei laufen die nassen Leder durch fortlaufende Filzbänder, die mittels gegenseitig drückende Walzenpaare ausgepresst werden. Eine zusätzliche Reckerwalze streicht faltenfrei die Leder aus. Die abgewelkten Leder werden einer eingehenden Begutachtung unterzogen. Erfasst werden Sortiment, Stärke und Fläche.

Prozess - Phase II

7. Spalten

Spaltmaschinen dienen zum horizontalen flächigen Zerschneiden der Leder, um ein gleichmäßig dickes Narbenleder von bestimmter Stärke zu erhalten. Das dabei anfallende Spaltleder kann u. a. zu Velourleder weiterverarbeitet werden.

8. Falzen

Über das Falzen der Narbenleder wird eine gleichmäßige Stärke erreicht. Auf der Rückseite werden Unebenheiten entfernt. Ähnlich wie beim Entfleischen wird die Rückseite eines Leders auf eine eingestellte Stärke mit V- förmig in Walzen eingestemmten Spiralmesser bearbeitet. Die Messer werden mittels einer Schleifeinrichtung ständig geschliffen und somit scharf gehalten. Andruck- und Transportwalzen regeln einen gleichmäßigen Anpressdruck und Vorschub. Die Einzugsgeschwindigkeit ist regelbar und abhängig von der Art der Leder.

9. Sortieren

Nach mechanischen Bearbeitungen werden die Leder artikelbezogen zusammengefasst. Dabei werden Sortimente und Substanzen nach verschiedenen Qualitätskriterien sortiert bzw. nachsortiert und anschließend in der Nachgerbung weitergearbeitet.

10. Nachgerbung: Neutralisieren, Färben, Fetten

Die aus der Gerbung stammende Säure wird zunächst neutralisiert. Es folgen, je nach Ledertyp, eine Füllung und das Färben der Leder. Nach modischen Vorgaben kann heute fast jeder Farbton genau gefärbt werden. Durch Zugabe von Fetten wird eine Umhüllung des Fasergefüges erzielt. Die Art der Fettung ist abhängig von den vorgesehenen Ledertyp und anschliessenden Verwendungszweck. Gleichzeitig können mit Hilfe von synthetischen Nachgerb- und Füllstoffen wesentliche Eigenschaften und das Erscheinungsbild verändert und angepasst werden. Die genannten Prozesse finden meistens in Fässern statt, die Prozesse werden im Anschluss mit Zugaben von Säuren fixiert und gespült.

11. Trocknen

Verschiedene Methoden werden zum Trocknen der Leder angewandt: das Vakuumtrocknen, bei dem die Feuchtigkeit abgesaugt wird, und das Hängetrocknen, bei dem die Leder durch Trockentunnel gefahren werden. Meistens wird heute das Leder erst vakumiert und anschließend im Trockentunnel ausgetrocknet. Beim Trocknen mittels Spannrahmentrockern werden die Leder mit Klammern auf gelochten Rahmenkonstruktionen fixiert und in vorgeheizten Tunneln ausgetrocknet.

12. Stollen

Um das Leder nach dem Trocknen weich zu stellen, wird es maschinell oder von Hand gestollt. Bei produktiven Horizontal - Stollmaschinen werden die Leder zwischen Textilbändern durch vibrierende Stollbalken gezogen. Durch die Stollwerkzeuge wird das Leder kleinflächig bebogen und gedehnt und dadurch weich gemacht. Armstollmaschinen sind heute nicht mehr verbreitet und werden nur noch bei sehr speziellen Ledern eingesetzt. Dabei wird mittels eines Stollarms mit angebrachten Stollblechen, das Leder über ein unten angebrachtes stabiles Messer gezogen und so eine Überdehnung erreicht.

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13. Millen

Beim Millen werden die Leder in rotierenden Fässern, mit einer definierten Geschwindigkeit, über innen angebrachte Zapfen und Bretter nach oben gehoben. Am höchsten Punkt des Fasses fallen die Leder wieder ins Innere. Durch das ständige Ziehen, Strecken und Stauchen werden die Leder weich gestellt und ein natürliches Narbenbild zeichnet sich ab.

Prozess - Phase III

14. Zurichtung

Hier erhält das Leder in einer abschließenden Oberflächenbehandlung sein endgültiges Aussehen. Durch Grundieren, Farbauftrag, Appretieren, Pressen und Bügeln wird dem Leder, je nach den modischen Anforderungen, eine glänzende oder matte, ein- oder mehrfarbige, glatte oder genarbte Oberfläche erzeugt. In der "Farbküche" werden die Pigmente vorgemischt. Im Handspritzstand werden die Mischungen einer ersten Kontrolle unterzogen.

14.1. Prägen / Bügeln

Vor allem in den Bereichen modisch aktueller Leder, aber auch in klassischen Artikeln, wird bei leicht fehlerhafter Lederoberfläche über das Prägen von verschiedenen Designs der Narben künstlich verändert. Mit glatten verchromten Hochglanzplatten (Spiegelplatten) werden Leder auf Glanz gebügelt. Alle genannten Vorgänge werden mit definiert eingestellten Temperaturen und Drücken erzielt.

14.2. Handbügeln

Mit Handbügeleisen werden auf speziellen klassischen Artikeln glatte, glänzende, porenfeine Effekte erzeugt. Mehrere Kilogramm schwere Bügeleisen finden dabei ihren Einsatz.

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14.3. Krispeln

Beim Handkrispeln wird das Leder über den Narben gefaltet. Mittels eines Krispelholzes wird rollend auf das Leder gedrückt und dabei ein feiner gleichmäßiger Faltenwurf erzielt. Man kann über 4 Quartiere ein rechteckiges Narbenbild erzeugen bzw. beim Krispeln über 8, 16 oder mehr Quatiere einen eleganten "Saffiannarben". Das Leder muss dazu sehr festnarbig und doch elastisch sein. Heute werden diese Krispeleffekt meistens über Prägungen mit einem Krispeldesign erzielt.

15. Kontrolle

Zwischen allen Arbeitsgängen wird immer wieder die Qualität geprüft. Die Endkontrolle analysiert, ob die einzelnen Fertigungspartien in allen Anforderungen dem Ledertyp bzw. der Mustervorlage entsprechen. Dabei werden auch die Leder nach verschiedenen Qualitätsmerkmalen sortiert.

16. Versand

Die Leder werden elektronisch vermessen, verpackt und gehen in den Versand.